Alexandra Hilberg und Nastassja Schmidt in der Elkamet-Ausbildungswerkstatt mit der Motorhaube eines Weinbergtraktors, die in Wolfgruben im Rotationsverfahren aus Kunststoff gefertigt wird. (Foto: Klaus Kordesch)

„Vertrauen zueinander haben“

Elkamet fördert weibliche Fachkräfte individuell und gezielt

Eigentlich kann kein Unternehmen es sich in Zeiten des Fachkräftemangels und des demografischen Wandels leisten, das Potential der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter nicht nach Kräften zu fördern. Gerade bei Mädchen und Frauen geschieht das aber noch vergleichsweise häufig. Eine der vielen Firmen im Kammergebiet, bei denen es anders läuft, ist die Elkamet Kunststofftechnik GmbH in Biedenkopf. Wir haben mit der Ausbilderin Nastassja Schmidt, mit Alexandra Hilberg, der Leiterin des Qualitätsmanagements am Standort Wolfgruben und mit Michael Honndorf, dem Leiter der Personalabteilung, darüber gesprochen.

„Es gibt eigentlich keinen Grund, nicht auch Frauen für klassische Männerberufe einzustellen“, ist sich Michael Honndorf sicher. Für körperlich schwere Arbeiten gebe es Arbeitshilfen. „Wichtig ist für uns die Begeisterung und die Einstellung, mit der jemand an eine Aufgabe herangeht“, macht er deutlich und empfiehlt: „Rede mit deinen Mitarbeitern und sorge dafür, dass sie ihr Potential entfalten können!“

Bei Alexandra Hilberg hat das bestens funktioniert: Nach ihrer Ausbildung zur Industriekauffrau hat sie 1998 bei Elkamet im Vertrieb angefangen und bald schon das Projektmanagement samt engem Kundenkontakt mit übernommen. Dann war sie zwei Jahre lang Vertriebsleiterin, bevor sie nach dem Mutterschutz in Teilzeit in die Firma zurückkehrte und ihr Interesse am Qualitätsmanagement entdeckte. In Abstimmung mit ihrem Arbeitgeber erwarb sie die weiteren erforderlichen Zusatzqualifikationen und arbeitete zunächst als Vertreterin der Standortleitung, später als kommissarische Leiterin und schließlich – wieder in Teilzeit mit 25 Stunden – nun „mit Leib und Seele“ als Leiterin. „Dass das geht, ist nicht selbstverständlich“, weiß sie: „Das Team trägt das mit, es passt für alle.“

„Solchen Wünschen nach Teilzeit versuchen wir positiv zu begegnen“, schildert Michael Honndorf die Strategie des Unternehmens. Wichtig sei, dass man Vertrauen zueinander habe. „Das kann natürlich auch schiefgehen, aber dann lernen wir alle daraus“, erläutert der Personalchef, der die Unternehmensphilosophie von Elkamet, immer aufeinander zuzugehen, als eine der Stärken des Traditionsbetriebs charakterisiert.

Auch Nastassja Schmidt, die eigentlich Bankkauffrau lernen wollte, bevor sie Elkamet bei einem Ferienjob „entdeckte“, ist von der Firma diesen Prämissen folgend gefördert worden: An den Ferienjob schloss sich eine einjährige Tätigkeit als Aushilfe und dann die wegen guter Leistungen auf zweieinhalb Jahre verkürzte Ausbildung zur Verfahrensmechanikerin für Kunststoff- und Kautschuktechnik an. Vier Jahre arbeitete Nastassja Schmidt als Maschinenführerin an der Extrusionsmaschine. Im März vergangenen Jahres hatte sie dann nach der entsprechenden IHK-Weiterbildung ihren Ausbilderschein in der Tasche und ihre wahre Bestimmung in der Arbeit mit den Auszubildenden gefunden. „Als Auszubildende hätte ich mir nie vorgestellt, dass ich einmal selbst ausbilde!“, lächelt sie.

Theoretisch stehen ihr wie auch allen anderen geeigneten Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern alle Karrieretüren bei Elkamet offen. „Möglich, dass sie etwa die Leitung übernehmen könnte“, nennt Honndorf als Möglichkeit. Außer am Bedarf in der Firma ist das von der Expertise und dem Interesse des Mitarbeiters abhängig, erklärt er. Wenn jemand sein Interesse signalisiert, wird in Gesprächen mit den Vorgesetzten gemeinsam überlegt, wie sich das Potential fördern lässt.

„Mehr Zutrauen zu sich selbst“ empfiehlt Alexandra Hilberg den Frauen und Mädchen, die gerne ihren Weg „nach oben“ machen wollen – „und zugreifen, wenn sich die Möglichkeit bietet!“ Genau auf diese Einstellung hoffen Firmen wie Elkamet beziehungsweise Personalchefs wie Michael Honndorf, wenn sie sich bei Ausbildungsmessen oder in Schulen nach geeignetem Fachkräftenachwuchs umsehen.