Freudige Gesichter: Abrahaley Sultan Niguse, Ausbildungsleiter Ralf Schmidt, Fachausbilder Verfahrenstechnik Siegbert Weigel und Hamse Abdirahman Mohammed (von links) freuen sich über die abgeschlossene Berufsausbildung der beiden Flüchtlinge, die jetzt fest angestellte Mitarbeiter von Elkamet sind.

Afrikaner lernen Beruf

Elkamet bildet zwei Flüchtlinge erfolgreich aus

Geschafft! Abrahaley und Hamse haben es geschafft: Vor vier Jahren brachen sie aus Somalia und Eritrea auf, um sich eine bessere Zukunft aufzubauen. Jetzt haben sie in Biedenkopf ihre Ausbildung abgeschlossen. Die Chance dazu bot ihnen Elkamet.

Strahlende Gesichter beim Pressetermin. Das ist wirklich ein großer Erfolg. Die beiden Afrikaner Abrahaley Sultan Niguse und Hamse Abdirahman Mohammed haben ihre Ausbildung zum Verfahrensmechaniker für Kunststoff- und Kautschuktechnik abgeschlossen. Mit der engagierten Unterstützung von Ralf Schmidt und Siegbert Weigel, die als Ausbilder der Firma Elkamet in Biedenkopf die beiden jungen Männer während der drei Lehrjahre begleiteten. Es waren die ersten Flüchtlinge, die Elkamet unter seine Fittiche nahm. Ein Versuch, der der Überzeugung von Eberhard Flammer geschuldet ist, dem IHK-Präsident, der gleichzeitig einer der Geschäftsführer des Unternehmens ist. Menschen, die als Flüchtlinge nach Deutschland kommen, könnten eine Chance sein, um dem vorherrschenden Fachkräftemangelzu begegnen, sagt Flammer. Das bestätigt sich in diesem Augenblick. Elkamet übernimmt mit seinem Vorgehen eine Vorreiterrolle in der Region.

Hinter dem erfolgreichen Abschluss steckt viel Arbeit. „Manchmal haben wir ganz schön gezittert“, sagt Siegbert Weigel, der Fachausbilder für Verfahrensmechanik. Besonders schwierig sei das Erlernen der Fachbegriffe und Verständigen in der für die Afrikaner neuen Sprache Deutsch gewesen. Denn während der Ausbildung gab es für sie keinen Deutschunterricht mehr. Nur zu Beginn ihrer Ankunft in Biedenkopf hatten Abrahaley und Hamse einen sechsmonatigen Deutschkurs. Der Verein Sprache und Bildung half bei den Hausaufgaben und erklärte Fachfragen. Aber ohne eine weitere Schulung in der Sprache Deutsch fällt das Schreiben von Klausuren sowie das Verstehen der Zusammenhänge doch schwer. „Ein paralleler Sprachunterricht fehlt gravierend“, sagt Ausbildungsleiter Ralf Schmidt.

Die beiden Ausbilder haben hausintern nach Möglichkeiten gesucht, um die jungen Männer bestmöglich zu unterstützen. Das Zusammensein mit den anderen Azubis in der Ausbildungswerkstatt und der Berufsschule war hilfreich. In den Monaten vor der Prüfung setzten Schmidt und Weigel jeweils einen deutschen Azubi zu den beiden Afrikanern, der täglich zwei Stunden mit ihnen lernte. Die beiden jungen Männer nicken. Und bedanken sich. Und man merkt, dass es hier eine herzliche Verbindung gibt. Für sie waren es keine leichten Jahre. Abrahaley floh mit 17 aus Eritrea. Über Äthiopien, dann durch die Sahara für 1800 Dollar Schleppergeld. Das dauerte zwei Wochen, denn es waren Frauen dabei. Und wenn die am Abend nicht den speziellen Wünschen der Schlepper nachkamen, ging es nicht weiter.

Mit dem Boot kam er schließlich übers Meer nach Lampedusa. Eigentlich wollte er nach Norwegen, aber Freunde sagten, dass es für Jugendliche in Deutschland besser sei. Über Gießen und Buchenau kommt er schließlich nach fünf Monaten Flucht in die Schule nach Biedenkopf. Im Rahmen des qualifizierten Hauptschulabschlusses macht er ein Praktikum bei Elkamet und lernt auch Hamse kennen. Der floh vor dem Bürgerkrieg in Somalia. Mit 15 – über Moskau in die Ukraine, wo er für sechs Monate ins Gefängnis kam, weil er keine gültigen Papiere hatte. Danach wollte er eigentlich nach England, aber er sah überwiegend Schleuser mit einem D-Schild in der Hand. D wie Deutschland.

Auch Hamse kommt nach Gießen und danach nach Biedenkopf. Zum Ausbildungsbeginn stellen beide einen Asylantrag und erhalten eine Aufenthaltsgestattung. Momentan haben sie einen Pass, der sich „Aufenthaltstitel“nennt. In einem Jahr können sie einen deutschen Pass beantragen.

Die beiden Afrikaner mussten lernen, sich anzupassen. An das geregelte Leben in Deutschland, das sich so sehr von dem ihrer Heimat unterscheidet. Siegbert Weigel und Ralf Schmidt loben heute ihre Pünktlichkeit, die Zuverlässigkeit und Freundlichkeit. Und Hamse meint: „Es ist besser, wenn alles geregelt ist. Sonst gibt es einfach Chaos.“ Jetzt muss er nur noch eine Wohnung finden, denn der Arbeitsvertrag mit Elkamet ist unterschrieben. Doch das ist nicht ganz leicht. Denn die Afrikaner stoßen mit ihrer schwarzen Haut immer noch auf viele Vorurteile. 

Das Unternehmen Elkamet hat keine. Der Versuch hat sich gelohnt. Und am Ende ist es eine Win-win-Situation – für den Betrieb und die beiden ins Land gekommenen Männer vom anderen Kontinent. Ein Konzept, das der Biedenkopfer Spezialist für extrudierte Profile, Fahrzeugbehälter und Leuchtkörper sicher fortführen wird.